
„Wenn Tote nicht tot sein dürfen“ – Plädoyer für eine wahrhaftige Sprache
Wie sprechen wir über den Tod? Sprechen wir „die Dinge“ klar und deutlich aus oder umschreiben wir lieber mit Floskeln und Formeln wie „entschlafen“, „heimgehen“ oder „den Löffel abgeben“? Und was macht das mit uns? Macht dieser Sprachgebrauch es uns nicht zu leicht, Tod und Sterben in die Tabu-Ecke zu schieben und uns so wenig wie möglich auf die damit vielleicht verbundenen unbehaglichen Gefühle einzulassen? Und führt diese Art der Vermeidung nicht letztlich dazu, dass es weniger und weniger Gespräche gibt: Weniger Raum für Trauer, weniger Raum für Erinnerungen, weniger Raum für gemeinschaftliches Erleben.
„Wenn Tote nicht tot sein dürfen“ hieß der gestrige Abend im Helenenstift, und im Untertitel: „Plädoyer für eine wahrhaftige Sprache“. Ein solches Plädoyer hielten die Trauerrednerin Stefanie Viereck und die Bestatterin Bettina Strang und nahmen ihre Zuhörer*innen mit auf eine Entdeckungsfahrt in ihre Berufsfelder, in denen kleine Unterschiede im Umgang mit der Sprache wahrlich große Auswirkungen haben können. Alles ist besser als Sprachlosigkeit, das steht fest, aber auch: Je mehr wir uns um eine klare und wahre Sprache bemühen, desto besser werden die Möglichkeiten, unsere Gefühle und Gedanken zu benennen und zu teilen. Und das wiederum ist die Grundlage für Gespräche, die Erleichterung verschaffen und vielleicht sogar Ängste abbauen.
Ein wirklich schöner Abend war das. Herzlichen Dank, Stefanie und Bettina!